Von Bienen und Blumen
2016 - Eigentlich müsste es ja „Von Bienen und Kräutern“ heißen, aber da sich der Martin auch bei „de Bleamen“, den Blumen, gut auskennt, stimmt’s dann doch. Ganz in der Früh, wo Bienen und Blumen noch schlafen, haben wir ihm und seiner Familie einen Besuch abgestattet.
„Guat Morgen, schen dass ihr da seids“, begrüßt uns Markus, der Schwiegersohn, herzlich. „Der Papa kimb glei und donn schauma ume zu de Bienen.“ Die wohnen nur 200 Meter weit weg, direkt am Waldrand. Seit Anfang des Jahres kümmert sich Familie Flecksberger um ca. 15.000 Bio-Honigbienen. Im Frühling haben Martin und Markus einen Imkerkurs absolviert und waren sofort begeistert. Nun beherbergen sie drei kleine Völker um die sie sich liebevoll sorgen. Stolz zeigt uns Markus eines davon genauer. Die Honigbienen sammeln Nektar und Blütenpollen aus der Umgebung und geben diese im Bienenstock an die Stockbienen, sozusagen die Hausmannschaft, weiter. Die kümmern sich um den Nachwuchs, bauen Waben und sind für das Be- und Verarbeiten des Honigs zuständig. In den Waben kann man bereits den ersten Honig erkennen. „Geerntet wird erst im nächsten Frühjahr und da sicher noch nicht viel, die Bienen brauchen schließlich ja auch etwas.“ Man merkt: Markus ist hier in seinem Element.
Er und seine Frau Sandra, die Tochter des Hauses, sind erst vor einem Jahr aus Kärnten zurück in die Heimat gezogen. Da passt es auch sehr gut, dass sie sich für die Gattung der Carnica-Biene, auch Kärntner-Biene genannt, entschieden haben. Diese ist besonders sanftmütig und mit einem Flugradius von 1,2 km extrem fleißig zugleich. „Bienen hat’s ja schon immer im Brixental gegeben, nur sind sie halt jetzt recht selten geworden, weil sie durch die häufige Maad oft nix mehr zum Fressen gefunden haben“, erklärt uns Martin. „Für uns da heroben sind sie aber sehr wichtig. Die Bienen bestäuben unsere Wiesenblumen, die wiederum des Futter für unsere Kühe sind. So schließt sich der Kreislauf in der Natur.“
Und im Kreislauf der Natur, da kennt sich der Martin bestens aus. Er ist ein ganz ein Besonderer. Im Alltag Wirt, im Herzen Kräuterexperte, Bauer und Rinderflüsterer. Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich der „Staudachstub’n Mascht“ mit regionalen Heilpflanzen und ihrer Wirkung. „Do homma zum Beispiel an Beinwell“, und er zeigt dabei auf eine krautige Pflanze mit lilafärbigen Blüten. „Den nimmst zur Wundheilung und gegen Gelenkschmerzen.“ Etwas weiter unten finden wir eine Königskerze, deren Wirkung bereits Hildegard von Bingen lobte, und die heute vorwiegend gegen Husten angewandt wird. Spitzwegerich, Schafgarbe, Vogelmiere und Mädesüß, das natürliche Aspirin, wachsen direkt vor der Haustür. Dann zeigt Martin auf eine Knolle mit kleinen grünen Blättern. „Des is der Wiesen-Bärenklau. Wenn der nu ganz klein ist, dann schmeckt er wie a wilder Brokkoli.“ Und auch einen Beauty-Geheimtipp aus der Natur hat der Unkrautgourmet für uns. Für einen frischen Teint nimmt man am besten ein Blatt Fraumantel und reibt sich den Tau bzw. die ausgetretenen Pflanzenstoffe ins Gesicht. „Das ist natürliches Anti-Aging“, lacht der Martin. Ob’s bei uns wirkt, das werden wir dann wohl erst in ein paar Jahren sehen. Fest steht für uns schon jetzt, dass er sich bei den Kräutern und Pflanzen bestens auskennt.
Wir könnten noch Stunden den interessanten Ausführungen lauschen. Doch nun wollen auch die Sulmtaler Hühner gefüttert werden. Und so machen wir uns mit einer Flasche Beinwell, einem Kräuteressig und Rezepten für die Wildkräutersuppe und die Beinwellröllchen zurück ins Tal. Schön war’s und lehrreich zugleich!